Hilfsaktionen und Projekte in Pakistan
Pakistan ist der sechstgrößte Staat der Welt mit ca. 220 Mio. Einwohnern. Das Land ist eine hochgerüstete Atommacht, die sich stets von Indien bedroht fühlt und im Landesinnern und an der Grenze zu Afghanistan gegen islamistische Extremisten zu Wehr setzen muss. Pakistan ist der einzige Staat der Welt, der allein um der Religion des Islam willen gegründet wurde. Laut Verfassung versteht man sich als eine Islamische Republik. Eine Reihe pakistanischer Gesetze diskriminieren religiöse Minderheiten. Es gibt circa 4 Millionen Christen im Land, die ihren Glauben unter schwierigen Bedingungen leben. Die neue wege stiftung unterstützt und berät Menschen, die aufgrund ihres Glaubens Gewalt erfahren haben oder in Gefahr geraten sind.
In Pakistan bestehen Kontakte zu einer Reihe angagierten Freiwilligen, die verschiedene Projekte und Hilfsmaßnahmen durchführen. Die neue wege stiftung hält Kontakt, unterstützt auf einem einfachen und direkten Weg durch Beratung und anwendungsbezogene praktische Hilfe.
Die anglikanische All-Saints-Gemeinde im Herzen von Peshawar fiel am 22. September 2013 einem brutalen Selbstmordanschlag zum Opfer: Selbstmordattentäter töteten 104 Gemeindemitglieder, 142 weitere wurden schwer verletzt. Viele Kinder starben oder wurden zu Waisen. Wer in Pakistan seine Familie verliert, verliert alles. Die Überlebenden drohten gänzlich zu verarmen.
Unmittelbar nach dem Anschlag hat die die neue wege stiftung mit der vor Ort arbeitenden Organisation ARO und in Zusammenarbeit mit der betroffenen Diözese der Church of Pakistan ein zweistufiges Hilfsprogramm entwickelt. Die im Mai 2014 angelaufene zweite Phase wurde ausschließlich von Spenden finanziert und konnte im Mai 2017 plangemäß und erfolgreich abgeschlossen werden. Sie umfasste die folgenden Bereiche: medizinische Hilfe und Rehabilitionsmaßnahmen; Ausbildungsunterstützung für die betroffenen Kinder; eine Tageseinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Traumabehandlung, Spiel, Sport und Hausaufgabenbetreuung; sowie die individuelle sozialarbeiterische Begleitung aller betroffenen Familien.
Durch die engagierte Arbeit des Projektteams über den gesamten Zeitraum gelang es, die betroffenen Kinder und die traumatisierten Familien soweit zu rehabilitieren, dass sie wieder auf eigenen Beinen stehen und in die Zukunft sehen können.
Ganzheitliche Unterstützung. Die Mehrzahl der Christen in Pakistan stammt aus einer stigmatisierten Kaste. Dies macht das Leben in dem islamischen Staat für sie besonders schwer: Zum einen ist man als Christ aufgrund seiner Religion rechtlich diskriminiert und zum anderen ist man als Angehöriger einer bestimmten Bevölkerungsgruppe auch sozial stigmatisiert.
Die Gruppe, der die meisten Christen angehören, zählt traditionell zur Unterschicht und leidet unter Armut und Bildungsmangel. Fast alle von ihnen erleben, wie sie diskriminiert und stigmatisiert werden, was es aber konkret mit dem christlichen Glauben auf sich hat, wissen sie oft - mangels Bildung - nicht. Ebenso ist ihnen zumeist unbekannt, welche Rechte sie als Staatsbürger eigentlich einfordern könnten oder welche Bedeutung Bildung und Umwelthygiene für ihre Entwicklung und die ganzheitliche Verbesserung ihrer Lage haben.
Ehrenamtliche Helfer, die die neue wege stiftung moralisch, beraterisch und mitunter ganz praktisch und materiell unterstützt, arbeiten an verschiedenen Orten, in denen diese Gruppen leben, und laden sie ein, sich auf einen Bewusstseinsprozess einzulassen, an dessen Ende ein freieres und selbstbewussteres Leben steht. Insbesondere die Kinder und Jugendlichen nehmen dieses Angebot willig an. Mit wenig Aufwand, aber viel Herz, hat sich die konkrete Lage dieser Gemeinschaften bereits deutlch zum Positiven verändert, so dass neue Nachbarschaften in das Programm aufgenommen werden konnten.
Besonders schwer haben es Christen im Gefängnis. Sie sind zum Teil aufgrund lächerlicher Lappalien eingesperrt, z.T. sind sie völlig unschuldig und z.T. hat man sie einfach im Kerker vergessen. Dann sitzen sie für immer, denn niemand kümmert sich um sie. Sie gelten als der sozial am meisten verachtete Teil der Gesellschaft. Ganze Familien leben in dieser Hölle: Im Sommer stinkend und heiß, ohne gesundes Essen, angemessene medizinische Versorgung oder Beschäftigung, und im Winter bitter kalt, ohne Heizung, ohne vernünftige Bekleidung in überfüllten dunklen Zellen. Das Schlimmste dabei: die Menschen sind völlig ohne Perspektive.
Im Januar 2020 ist es dem Freiwilligenteam der neue wege stiftung gelungen, die Erlaubnis zu erhalten, in zwei großen Gefängnissen im Punjab alle 14 Tage ein Programm für die christlichen Gefangenen und ihre Kinder durchzuführen. Schon im Dezember 2019 konnte mit einem Weihnachtsprogramm begonnnen werden, bei dem Nahrungsmittel, Decken, Bibeln und andere Lebensnotwendigkeiten an die Christen im Gefängnis verteilt wurden.
Neben den Gefangenen sind die ärmsten Menschen in Pakistan die Ziegelbrenner-Sklaven. Genau genommen sind es sog. „Schuldknechte“. Menschen, oft sog. "Christen", die in Ziegeleien schuften und dort so ausbeuterisch bezahlt werden, dass sie bei jeder Kleinigkeit auf Kredite ihrer „Arbeitgeber“ angewiesen sind. Dafür müssen sie aber hohe Zinsen zahlen.
Da ihnen keine Wahl bleibt, verschulden sie sich in Windeseile. Oft schon über Generationen, so dass auch die Kinder nicht mehr frei sind. Man arbeitet nicht mehr um Lohn, sondern nur noch, um die angeblich aufgelaufenen Schulden zurück zu zahlen. Den Menschen ist es daher oft verboten, die Ziegeleien zu verlassen bzw. sich eine andere Arbeit zu suchen. Faktisch sind sie also Sklaven.
Wer im pakistanischen Punjab unterwegs ist, kommt an vielen dieser Ziegeleien vorbei. Dort etwas Gutes für die Betroffenen zu tun, ist schwierig, weil der Ziegeleibesitzer und die Aufseher damit einverstanden sein müssten.
Dem Team der neue wege stiftung ist es in einem "diplomatischen" Drahtseilakt gelungen, dass ein Ziegeleibesitzer erlaubte, in seiner Ziegelei vierzehntäglich den "Sklavenkindern" und ihren Familien ein Programm anzubieten. Mittlerweile können wir dort sogar im kleinen Stil non-formale Berufsausbildung für Jugendliche anbieten, so dass die nächste Generation eine Chance hat, der Ziegelei zu entkommen.
Ziel ist es, dass sie sich ihrer Situation, ihres Glaubens, ihrer Würde und auch ihrer Rechte bewusst werden und dann ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Mit einer kurzfristigen Befreiungsaktion von außen, wie es ab und zu medienwirksam berichtet wird, ist hier nicht geholfen. Familien geraten über kurz oder lang wieder in die gleichen Schwierigkeiten. Nur ein langfristiger Bewusstseinswandel verbunden mit konkreten Bildunsgangebiten kann langfristig erfolgreich sein.
Durch weitere Einzelprojekte werden Menschen unterstützt und beraten, die meist wegen der schlichten Ausübung ihres Rechts auf Religionsfreiheit in Gefahr geraten sind. Ehrenamtliche Helfer unterstützen sie beispielsweise bei einem Umzug in ein sicheres Wohnumfeld, der Wiederaufnahme einer Erwerbstätigkeit, ggf. medizinisch oder auch in juristischer Hinsicht.
Hilfsaktionen in Afghanistan
Die neue wege stiftung hat in der Vergangenheit Einzelfälle in Afghanistan gefördert und ist potentiell auch weiter bereit, einzelnen afghanischen Bürgern zu helfen, die aufgrund der Verletzung ihrer Religionsfreiheit in Schwierigkeiten geraten.
Hilfsmaßnahmen weltweit
Besondere Situationen, die sich weltweit ereignen, werden von der neue wege stiftung sporadisch unterstützt, wenn die Herausforderung eine besondere Bedeutung im Hinblick auf das Mandat der neue wege stftung hat. Diese Form der Unterstützung geschieht über professionelle gemeinnützige Partner, die die neue wege stiftung genaustens kennt. So wurden in der Vergangenheit beispielsweise Hilfsmaßnahmen für irakische Flüchtlinge in den Kurdengebieten finanziell unterstützt.